SPQR by John Maddox Roberts

SPQR by John Maddox Roberts

Autor:John Maddox Roberts
Die sprache: de
Format: mobi, epub
ISBN: 9783442552245
Herausgeber: Avon
veröffentlicht: 1990-01-02T00:00:00+00:00


VII. Kapitel

»Ich verstehe es immer noch nicht«, sagte ich zu Asklepiodes. Wir saßen in seinem geräumigen Quartier im Ludus des Statilius Taurus. Ich war noch nie zuvor in den Gemächern eines Arztes gewesen, aber ich vermutete, daß die Inneneinrichtung auch im Vergleich mit einer durchschnittlichen Wohnung eines Vertreters seiner Profession merkwürdig war. Alle möglichen Waffen hingen an den Wänden oder lagerten in den verschiedenen Zimmern in Regalen. An vielen von ihnen waren kleine Schriftrollen befestigt, die die verschiedenen Verwundungen beschrieben, die sie verursachen konnten.

»Daß ein Mann erdrosselt wurde?« fragte Asklepiodes. »Nein, ich habe es hier mit drei Morden sowie einem Einbruch und einem Raub zu tun, und alle Verbrechen hängen irgendwie zusammen. Die Brandstiftung, nicht zu vergessen. Sinistrus hat zweifelsohne Paramedes ermordet, aber wer hat ihn stranguliert? Und ich kann auch nicht glauben, daß es dieselbe Person war, die dann Sergius Paulus getötet hat. Haben wir es also mit drei Mördern zu tun? Und wer ist in mein Haus eingebrochen, hat mir eins übergezogen und dann das Amulett gestohlen? Macro sagt, es müsse ein Junge gewesen sein und daß es anscheinend ein Ausländer war.« Ich war die ganze Zeit auf und ab gelaufen und trat jetzt ans Fenster. Von unten drangen Gerassel, Schreie und der keuchende Atem der in der Palaestra trainierenden Kämpfer herauf.

»Es ist in der Tat ein schwieriges Problem.« Asklepiodes spielte mit einem verzierten, silbernen Stift. »Aber warum glaubst du, daß der Mörder von Paulus und Sinistrus nicht ein und dieselbe Person ist?«

Ich setzte mich auf ein geschmackvolles Sofa und ließ mein Kinn auf meiner Faust ruhen. »Du warst doch auch in Paulus" Schlafzimmer. Du hast das Fenster gesehen. Ich glaube nicht, daß der Eunuch ihn umgebracht hat. Und ich glaube auch nicht, daß er jemanden vorbeigelassen hat, weil er genau weiß, daß das seine Kreuzigung bedeuten würde. Also ist der Mörder durchs Fenster gekommen. Der Junge, der bei mir eingebrochen ist, könnte es gewesen sein. Nun gut, soweit ist alles ganz logisch. Es ist sicherlich nicht schwer, einen betrunkenen, schnarchenden Fettwanst zu erdrosseln.«

»Soweit kann ich dir folgen«, sagte Asklepiodes. Er trug das geflochtene, silberne Stirnband, das ich ihm bei unserem letzten Zusammentreffen geschenkt hatte. Ich nahm mir vor, ein weiteres Geschenk für ihn auszusuchen.

»Aber der Junge kann auf keinen Fall Sinistrus erdrosselt haben, weil der ein großer, kräftiger Mann und ausgebildeter Kämpfer war. Also muß es zwei Mörder geben, beides Experten im Umgang mit der Bogensehne.«

Asklepiodes legte den Stift zur Seite und schenkte mir ein überlegenes, wissendes Lächeln. »Wieso gehst du davon aus, daß ein außergewöhnlich kräftiger Mann Sinistrus stranguliert haben muß?«

Die Frage brachte mich ins Schwimmen. »Na ja, es scheint doch... wie könnte es anders sein?«

Der Arzt schüttelte den Kopf. »Eine Erdrosselung ist nicht dasselbe wie jemanden einfach mit bloßen Händen den Hals zuzudrücken. Erlaube mir, daß ich es dir demonstriere.« Er stand auf, ging zur gegenüberliegenden Wand und nahm einen kurzen Bogen von einem Haken. Er war nicht gespannt, die kräftige Sehne war um das untere Ende gewickelt. Er wickelte die Sehne vom Bogen ab und stellte sich vor mich.



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